2024. nov. 16.

BBJ Top Financial Exekutives: In der heutigen von Polykrisen geprägten Zeit können unsere flexiblen und kundenfreundlichen Lösungen lebensrettend sein.

Judit Jancsa-Pék wurde eingeladen, an der Liste der Top 50 Finanzmanager Ungarns 2024 teilzunehmen, die vom Budapest Business Journal veröffentlicht wird. Als eine der führenden Persönlichkeiten im Finanzdienstleistungsbereich des Landes teilte sie ihre Gedanken zu Künstlicher Intelligenz, Digitalisierung, Umweltfragen und Personalwesen.


Was ist die wichtigste Herausforderung für den Finanzsektor in Ungarn heute?

Heutzutage sieht sich die Wirtschaft nicht nur einer, sondern mehreren Herausforderungen gleichzeitig gegenüber. Dies wird oft als „Polykrise“ bezeichnet, die an sich die größte Herausforderung darstellt. Jede ihrer Komponenten wirkt sich auf unsere Fachgebiete bei LeitnerLeitner/LeitnerLaw aus – darunter Finanzwesen, Rechnungslegung und Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung sowie Rechtsdienstleistungen. Krieg, Klimawandel, Wettbewerbsfähigkeit, Digitalisierung und die zunehmende Aufmerksamkeit ungarischer und internationaler Behörden schaffen neue Rahmenbedingungen. Bereits eine dieser Herausforderungen allein wäre für ein Unternehmen Grund genug, seine Strategie zu überdenken, Abläufe zu optimieren und sich anzupassen. Bei der Beratung ist es daher unerlässlich, das unsichere und ständig wechselnde Umfeld zu berücksichtigen und flexible Lösungen für unsere Partner zu entwickeln.

Was ist das größere Problem – geeignet qualifiziertes Personal überhaupt erst zu finden oder es nach der Einstellung zu halten?

Heutzutage ist es ebenso schwierig, talentierte und loyale Mitarbeiter zu gewinnen wie zu halten. Deshalb setzen wir, sobald wir sie endlich gefunden haben, alles daran, sie zu binden, denn sie sind unser wertvollstes Kapital. Ein grundlegender Bestandteil davon ist die Entwicklung wettbewerbsfähiger Vergütungspakete, flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit zum Remote-Arbeiten, ein angenehmes Arbeitsumfeld, kontinuierliche Weiterbildung und Karriereentwicklung – doch unsere wahre Stärke liegt in unserem Ansatz, den wir adaptive Menschenzentrierung nennen. Für die jüngeren Generationen bieten wir kontinuierliche Entwicklung, Herausforderungen und sinnvolles Feedback sowie Möglichkeiten zur Selbstverbesserung sowohl im Wissen als auch im Karriereverlauf. Für erfahrenere Kolleginnen und Kollegen schaffen wir zudem Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung in einem unterstützenden und sicheren Umfeld. Jeder erhält Aufmerksamkeit, nicht nur als Mitarbeiter, sondern auch als Mensch.

Die Vielfalt in der Führung von LeitnerLeitner/LeitnerLaw trägt ebenfalls dazu bei. Wir sind insgesamt fünf Personen, die das Unternehmen leiten, jede mit unterschiedlichen Persönlichkeiten und beruflichen Hintergründen. Márta Siklós bringt umfangreiche persönliche und berufliche Erfahrung mit, Dr. Nóra Rácz trägt mit ihrem systematischen Entwicklungsdenken und unternehmerischen Fähigkeiten bei, Dr. Gellért Menczel-Kiss bringt jugendlichen Elan ein, Dr. Levente Szabó verfügt über Führungsqualitäten und eine starke Kundenorientierung, und ich steuere mein Engagement für den Vertrauensaufbau im Team sowie die kontinuierliche Weiterentwicklung in neuen beruflichen Bereichen bei.

Was sind die neuesten Trends in Ihrem Fachgebiet?

Wie ich bereits erwähnt habe, wirkt sich jedes Element der „Polykrise“ auf alle unsere Fachbereiche aus.

Die Digitalisierung des Steuerwesens breitet sich nicht nur in Ungarn aus, sondern auch in der gesamten EU durch die VIDA-Initiative, die E-Rechnungen und digitale Meldepflichten umfasst. Die Standardisierung und die Echtzeitverfügbarkeit von Steuerdaten liefern den Behörden wichtige Instrumente und versorgen EU-weite prädiktive Analysemodelle und Risikobewertungen bei Steuerprüfungen mit Daten.

Transferpreise bleiben weiterhin ein vorrangiges Thema. Ungarn nimmt in diesem Bereich eine führende Rolle ein – mit weltweit rekordverdächtigen Strafen, strengen Mediananpassungsregeln und verpflichtenden Meldeanforderungen, die zahlreiche praktische Probleme verursachen und potenziell zu Doppelbesteuerung führen können. Die zunehmende Aufmerksamkeit erfordert noch größere Sorgfalt, und dieses Themenfeld wird mit der Einführung der öffentlichen länderspezifischen Berichterstattung (CbCR) sowie den Trends in Richtung BEFIT auch global im Fokus bleiben.

Die Einführung der GloBE-Vorschriften stellt eine neue Herausforderung für Unternehmensgruppen dar, da sie eine Ergänzungssteuer vorsieht, wenn der effektive Steuersatz unter 15 % liegt. Ungarn, als kapitalimportierendes Land, in dem zahlreiche Tochtergesellschaften multinationaler Konzerne mit GloBE-Bezug ansässig sind, hält weiterhin an einem wettbewerbsfähigen, einheitlichen Körperschaftsteuersatz von 9 % fest. Dadurch gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung – insbesondere im Hinblick auf die sektoralen und Übergewinnsteuern, die in Branchen wie Finanzwesen, Einzelhandel, Energie, Luftfahrt und Pharmaindustrie erhoben werden.

Diese Sektoren sehen sich nun mit einer dreifachen steuerlichen Belastung konfrontiert: der regulären Körperschaftsteuer, den GloBE-Ergänzungssteuern und zusätzlichen branchenspezifischen Abgaben. Diese Situation erfordert eine umfassende Überprüfung des Systems, um Fairness und Nachhaltigkeit sicherzustellen. Trotz der Komplexität der Regelungen, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Steuer- und Rechnungswesen Experten erfordert, bietet Ungarn weiterhin steuerliche Anreize – auch im Rahmen des GloBE-Regimes –, was das Land als Investitionsstandort weiterhin attraktiv macht.

Judit Jancsa-Pék gehört seit 2006 zur Führungsriege von LeitnerLeitner und wurde 2013 Partnerin des Unternehmens. Sie verfügt über herausragende Erfahrung im Bereich der internationalen Besteuerung, mit besonderem Fokus auf Körperschaftsteuer, M&A, Verrechnungspreise und Mehrwertsteuer. Sie hat ein Wirtschaftsstudium mit Spezialisierung auf Finanzen an der Corvinus-Universität Budapest abgeschlossen, ist zertifizierte Steuerberaterin und hat einen LL.M.-Abschluss im internationalen Steuerrecht erworben.

Sie ist Mitglied der Mehrwertsteuer-Expertengruppe der Europäischen Kommission und hat somit direkten Einblick in die Ausarbeitung der EU-Mehrwertsteuerstrategie. Sie ist Vorsitzende des Steuerforums der Joint Venture Vereinigung, Vorsitzende des Steuerausschusses des KMU-Hauses sowie Vizepräsidentin des Verbands der Steuerberater