2025. márc. 3.

Top Legal Executives: Entscheidend ist nicht die Größe, sondern der unternehmerische Geist.

Dr. Levente Antal Szabó, Partner und Leiter der Anwaltskanzlei LeitnerLaw Szabó & Partners, wurde im Jahr 2025 in die Liste der einflussreichsten juristischen Führungspersönlichkeiten Ungarns aufgenommen. Anlässlich dieses Erfolgs gibt er in diesem Interview Einblicke in die Funktionsweise des ungarischen Rechtssystems sowie in die neuesten Trends im juristischen Bereich – darunter die Auswirkungen des EU-KI-Gesetzes, die Herausforderungen bei der Integration von Technologie in die anwaltliche Praxis und die Schwierigkeiten bei der Gewinnung qualifizierter Fachkräfte.


Die KI stellt die Welt, wie wir sie kennen, auf den Kopf. Wie hat sich LeitnerLaw an diesen Wandel angepasst und wie nutzt die Kanzlei die Vorteile dieser Technologie?

Ich habe schon immer gerne die neuesten Legal-Tech-Lösungen eingesetzt. Auch als selbstständiger Anwalt habe ich einen erheblichen Teil meiner Einnahmen in Forschung und Entwicklung im Bereich Legal Tech investiert. Als Mitglied der LeitnerLaw | LeitnerLeitner Gruppe können wir nun in einem sicheren Rahmen mit der Integration modernster Lösungen in unsere Dienstleistungen experimentieren. Der Wandel ist tatsächlich so tiefgreifend, dass ihn wirklich nur die größten Kanzleien aus eigenen Ressourcen mitvollziehen können.

 Der internationale Hintergrund unserer Gruppe stellt zum Glück sicher, dass wir Lösungen entwickeln können, die eine angemessene Antwort auf sämtliche Datenschutz- und Datensicherheitsrisiken im Zusammenhang mit der Nutzung von KI bieten. Doch die Welt der sogenannten ‚regelbasierten‘ technologischen Lösungen existiert weiterhin neben der KI: So verfügen wir zum Beispiel über sehr robuste Lösungen im Bereich der Dokumentenautomatisierung. Diese Zweigleisigkeit wird noch lange bestehen bleiben, weshalb wir auch unsere ‚traditionellen‘ Legal-Tech-Entwicklungen nicht eingestellt haben.

Das ist ein wenig vergleichbar mit dem gleichzeitigen Bestehen von Elektroautos und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Wir stehen für schnelle, aber gut durchdachte Entwicklungen, und planen derzeit nicht, unsere bewährten und effektiven Werkzeuge durch KI-Lösungen zu ersetzen.


Wie beeinflussen die Digitalisierung und die Verbreitung künstlicher Intelligenz die Mitarbeiterzahl und die Umsätze?

Vor allem die Positionen der Junior- und Backoffice-Mitarbeitenden sind gefährdet, die die neuen technologischen Werkzeuge nicht ‚auf selbstverständliche Weise‘ nutzen. Wir möchten denen, die bereit zur Weiterentwicklung sind, Möglichkeiten bieten, was die Kosten für Schulung und Entwicklung erhöht. Während der Schulung konzentrieren wir uns auf zwei Aspekte: die sichere Nutzung der Technologie und die Förderung eines systematischen Denkens.

Antworten, die von KI gegeben werden, müssen kritisch hinterfragt werden – etwa kann nur ein Anwalt mit systemischem Denkansatz die sogenannten Halluzinationseffekte richtig einschätzen und korrigieren. Auch die zeitlichen Begrenzungen der KI (Wissensgrenze) müssen durch kritisches menschliches Denken ausgeglichen werden – gerade wegen der äußerst schnellen Veränderungen. Um erneut das Beispiel aus der Automobilbranche zu verwenden: In kritischen Situationen müssen wir besser fahren können als die KI, aber bei alltäglichen Routinetätigkeiten macht sie unser Leben komfortabler.

KI wird sich auf die Einnahmen aus wiederkehrenden Tätigkeiten sowie auf die, klassische‘ Beratung auswirken, die routinemäßige Antworten auf einfache Fragen liefert. Es kommt häufig vor, dass der Kunde zunächst die KI befragt und uns erst als ‚zweite Meinung‘ hinzuzieht. Da ein bedeutender Teil unserer Einnahmen aus Beratungsleistungen mit hoher Wertschöpfung stammt, machen wir uns wegen dieser Veränderungen keine Sorgen.


Welche Auswirkungen wird das KI-Gesetz der EU auf das ungarische Rechtsumfeld und den Arbeitsalltag ihrer Mandanten haben?

Zunächst muss jeder genau verstehen, wie das Gesetz über künstliche Intelligenz sie betrifft. Natürlich ist auch unsere Kanzlei als Entwickler von KI-Systemen betroffen. Für unsere Mandanten ist es wichtig, sich von verbotenen KI-Praktiken fernzuhalten (z. B. Emotionserkennung, ausschließlich auf KI basierende Einstellungsentscheidungen, soziale Bewertung) und geeignete Maßnahmen zur Risikobewältigung zu ergreifen (z. B. Schulung des Personals, Dokumentation der KI-Nutzung, menschliche Aufsicht, Evaluierung nach der Schulung).

 

Wohin entwickelt sich der Rechtsmarkt? Ist mit weiterer Konsolidierung zu rechnen, oder haben unabhängige Boutique-Kanzleien dank Spitzentechnologie ebenfalls die Chance, große Erfolge zu erzielen?

Im juristischen Bereich habe ich bereits Kanzleien aller Größen und Typen ausprobiert: von kleinen Boutique-Kanzleien bis hin zu mittelgroßen und großen Büros. Vielleicht besteht der Unterschied darin, dass man in einer kleinen Kanzlei sehr sorgfältig mit den Ressourcen haushalten muss – es gibt keinen Raum für Fehler.

Natürlich wird der Markt voraussichtlich immer konzentrierter, und der Schwerpunkt der Konzentration wird ganz sicher darauf liegen, wer in dieser neuen ‚hybriden‘ Welt gut funktionieren kann. Ich glaube weiterhin an den Charakter von kleinen und mittleren Unternehmen, das heißt: Nicht die Größe ist entscheidend, sondern der unternehmerische und innovative Geist.


Wie beurteilen Sie die Gruppe der frisch diplomierten Absolventen?

Viele klagen darüber, dass die neue Generation schwer zu handhaben ist (sie sind nicht bereit, Überstunden zu machen, haben Aufmerksamkeitsstörungen, ihre Motivation ist gering, sie wechseln gerne den Arbeitsplatz usw.).

Ich sehe das ganz anders. Ich arbeite sehr gerne mit jungen Leuten. Sie sind viel offener, und sie erfahren Dinge in einem viel jüngeren Alter, als wir es damals getan haben. Es gibt begeisterte junge Menschen – ihnen fehlt höchstens noch die Genauigkeit und die systematische Herangehensweise, aber das kann man lernen.

Zwar ist es eine Tatsache, dass ihre Einstellung zur Arbeit anders ist. Sie opfern nicht mehr ihr ganzes Leben auf dem Altar der Arbeit, so wie wir es getan haben – aber das ist überhaupt kein Problem. Vielleicht sind sie es, die uns zeigen können, wie man ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben schafft, denn wir konnten das nicht – und können es auch heute noch nicht. Und wenn aufgrund der unterschiedlichen Einstellungen der Generationen Konflikte entstehen, dann bemühen wir uns um Empathie. Auch in der Arbeitswelt lernen wir, miteinander zu leben.

Dr. Levente Antal Szabó ist Partner und Leiter der Anwaltskanzlei LeitnerLaw Szabó & Partners. In den vergangenen Jahren lag der Schwerpunkt seiner Arbeit auf der Beratung von Familienunternehmen, Unternehmens­transaktionen und dem Wettbewerbsrecht. Sein Ziel ist es, durch juristische Beratung zur Nachhaltigkeit von Organisationen beizutragen und einen reibungslosen Generationenwechsel zu ermöglichen.

Im Jahr 2024 entschied er sich für eine engere Zusammenarbeit mit LeitnerLaw|LeitnerLeitner, da die österreichische Kanzlei LeitnerLaw Rechtsanwälte in der Region Marktführer im Bereich Erb- und Vermögensplanung für mittelständische Unternehmen, darunter Familienunternehmen und deren Eigentümer, ist. Dadurch erhält Leventes Team die Möglichkeit, seine bisherigen Erfahrungen auch auf EU-Ebene einzubringen.